Gedanken zu Lucia
Elf Nächte vor Weihnachten wird in Schweden jedes Jahr Lucia gefeiert. Das ist der Fest der Hoffnung. Hoffnung auf Licht in der Dunkelheit. Mit den fortlaufenden Kriesen und Kriege dieser Welt gibt es wohl zur Zeit kaum etwas, das ich mir mehr nach sehne: Hoffnung.
Wie wir die Hoffnung zu uns einladen können, möchte ich Dir unten als kleine Lucia-Meditation weiter unten im Text mitgeben.
Das Lucia meiner Kindheit
Als Sängerin im Chor fingen wir spätestens nach den Herbstferien an, Lucialieder zu proben. Da ging es wochen und monatelang rauf und runter mit Texte, Stimmen und Aufstellung. Singen war für mich immer eine sehr intime und erdende Tätikeit und ich habe sicherlich auch mein bis dahin unentdeckter Asthma durch mein Singen sehr unterstützt. Das tiefe Durchatmen beim Singen wirkt heilsam und beruhigend auf den ganzen Körper – so zumindest wenn man es gerne macht!
Der Inhalt der Lucia-lieder sind zum größten Teil sehr Christlich geprägt. Es geht um die Krippe, die Hirten oder um den Stallknecht Staffan, der sich um seine fünf Pferde kümmert. Natürlich kommen die Tomtenissar auch nicht zu kurz, schließlich sind die Wichtel auch ein selbstverständlicher Teil von Weihnachten in Schweden. Es sind eben die traditionellen Lieder, die zu meiner Kindheit in den 90ern in Schweden überall in den Schulen gesungen wurden. Da hatte jede Schule auch ein eigenen Lucia-Zug. Eine Gruppe Kinder, die weiß gekleidet feierlich in die Aula einzogen um einige Lieder der gesamten Schulgemeinschaft vorzutragen. Anschließend gab es meist Gebäck und Saft in den Klassen.
Luciafest in meinem Leben heute:
Mehr und mehr sehne ich mich nach Einfachheit, nach Klarheit, nach Aufrichtigkeit. Lucia ist für mich ein Symbol der Hoffnung geworden. In einer Zeit im Jahr, die voll ist wie sonst keiner. Die eigentlich voller Ruhe und Besinnlichkeit sein soll, der aber so voller Weihnachtsfeiern und Krippenproben – und „ogott, was soll ich bloß XY schenken!?!“ – Stress. Kaum eine Zeit im Jahrfinde ich so stressig und für mein seelisches Gleichgewicht mehr belastend. Da kommt für mich Lucia als Lichtbringerin genau wie gerufen.
Mit einem Becher Gewürzwein oder Kinderpunsch und selbstgemachtes Luciagebäck im Kreis meiner Familie zu einem gezündeten Adventskranz Luciamorgon aus dem schwedischen Fernsehen zu schauen ist für mich wie ein kleiner heiligen Abend mitten im Strudel der Adventszeit.
Hier ist der Link zur diesjährlichen Luciamorgon: Luciamorgon
Luciameditation für Dich
Setz dich an einem warmen gemütlichen Platz, nehme die Punkte wahr, die dich in diesem Moment trägt. Dein Gesäß, die Oberschenkel, vielleicht die Fusssohlen. Oder wenn du liegst dein Rücken, Hinterkopf und deine Arme. Diese Auflagepunkte leisten wunderbare Arbeit. Sie halten Dich sicher, geborgen, aufrecht. Mit deinem Körper bist du hier im Jetzt. Jetzt dürfen sie loslassen. Sie brauchen dich jetzt gerade in diesen Moment aufrecht halten. Sie dürfen ruhen.Lass dein Atem leicht und langsam einströmen und dann wieder entweichen. Vielleicht fällt dir das Einatmen schwer, vielleicht bist du schon so voll, dass da gefühlt nichts mehr reinpasst. Lass beim Ausatmen alle Anspannung und alle Gedanken und Pflichten durch die Auflagepunkte in die Erde fließen. Die Erde trägt Dich jetzt. Du darfst loslassen. Mit jedem Atemzug darf in deinem Körper Wärme und Licht einkehren, wie die Flamme einer Kerze in einem dunklen Raum Licht spendet.
Affirmation:
Ich erlaube, dass Liebe in meinem Herzen, Licht in meinem Körper und Leichtigkeit in meinen Gedanken einzieht. Jetzt.
Lucia bring die Hoffnung: Das Licht kehr zurück. In der tiefsten Winter, wo um uns herum alles verwelkt und stirbt, trägt sie ein Versprechen von erneuerung. Rückkehr des Lichts. Wiedergeburt des Lebens um uns herum. Mit dieser Hoffnung im Herzen können wir uns auf die Ruhe des Winters einlassen. In der Gewissheit, das Leben kehrt zurück. Die Natur wird sich erneuern und neues Leben hervorbringen. So können wir loslassen und es höhere Mächte und die Natur überlassen, alles zu erneuern. Jetzt ist Zeit des Loslassens, des zur Ruhe kommens, der innere Frieden.
Wie erlebst Du diese Zeit?
Ich habe in kaum einen Jahr mehr Begegnungen gehabt wo die Menschen, die ich zum Teil seit vielen Jahren kenne, so erschöpft sind. Wir sind es doch alle leid, schlechte Nachrichten zu hören, von unheimlichen Wahlergebnissen und ungewissen Entwicklungen in Brennpunkten dieser Welt zu lesen. Der Wunsch alle Nachrichten einfach auszuschalten ist ganz stark und doch der dringende Wunsch, für eine bessere Welt, eine bessere Gesellschaft einzutreten nötiger denn je.
Wenn Du ein Ventil brauchst für Gefühle, die in dieser flauschigen Vorweihnachtszeit verpönt sind, habe ich ein kleiner Geheimtipp für Dich:
Ich bin vor vielen Jahren einem Musikprojekt begegnet. Die Früchte des Zorns. Sie spielen leider seit einigen Jahren nicht mehr zusammen. Die Musik ist aber noch da und die ist so herrlich roh, verletzlich und aufrichtig. Die Früchte des Zorns haben mich in vielen tiefen dunklen Zeiten getragen. Wenn Du also Kraft durch rohe kraftvolle aufrichtige Musik im akustischen Live-Stil hast, solltest du sie dir mal anhören:
Früchte des Zorns – Warum drehst du nicht durch?
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
1. Korinther 13, 13
Ode an die Hoffnung
Lasst uns an die Hoffnung festhalten. Vertrauen leben. Wie war das noch mit Tomte Tummetott wie er umherstreift in der Nacht und nach allen Bewohner schaut und ihnen Wichtelworte zuraunt:
„Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen,
Geduld nur Geduld. Der Frühling ist nah!“
Aber wie die wundervolle Astrid Lindgren auch ihr beliebtes Buch endet möchte ich auch hier mein Brief mit der Hoffnung beenden. Das Gedicht „Tomten“ von Viktor Rydberg dienste auch ihr als Vorlage für ihr beliebte Tomte Tummetott und auch wie in den Büchern wacht der Rydbergische Tomte über Wald und Hof:
Langsam schwindet die Winternacht,
Mond- und Sternglanz zerrinnen.
Menschen und Tiere schlummern sacht,
bis sie ihr Tagwerk beginnen.
Noch liegen alle in tiefem Traum
unter dem Schnee auf Dach und Baum,
träumen von Spielen und Lachen.
Nur der Wichtel muss wachen.– V. Rydberg [Wikipedia]
Und mit diesen Worten von jemand, der über uns wacht, können wir doch in der Stimmung des Lucia einsinken, besinnliche Lieder hören und in der Ruhe Kraft schöpfen für alle Abenteuer, die auf uns zukommen mögen!Ich wünsche Demut und Frieden,
interessante Begegnungen und Mut zur Wahrheit!
damit schicke die allerliebsten Grüße,
– Linn vom Schneeglöckchenhof