Calendula in voller Blüte
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Meine Sommerblumen

Meine Sommerblumen – Ein Plädoyer für Vielfalt, Weiblichkeit und Schönheit

Jedes Jahr im Mai beginnt in meinem Garten ein stiller Aufbruch: Ich grabe, säe, streiche über kleine Samenkörner. Und jedes Jahr hadere ich erst. Wochenlang. „Säen? Lohnt sich der ganze Aufwand?“ – „Und was, wenn nichts kommt? Die Enttäuschung spare ich mir lieber.“

Während Social Media sich füllt mit Keimlingen und professionellen Anzuchtstationen, denke ich: Ich? Ich schaffe das sicher nicht.

Und dann. Irgendwann. Fange ich an.

Und wenn dann die ersten grünen Spitzen aus der Erde lugen, bin ich überwältigt. Samenkörner wollen wachsen. Sie tun es nicht uns zuliebe. Wir müssen es nicht irgendwie wert sein. Sie tun es einfach. Es ist ihr Sinn, ihr einziger Zweck. Diese Erkenntnis erschüttert mich jedes Jahr aufs Neue. Und ich weiß: Das, was hier wächst, ist nicht nur diese kleinen Keimlinge sondern auch etwas aus mir heraus.

Warum ich Blumen pflanze – und was das mit Stärke zu tun hat

Mein Garten voll mit Sommerblumen ist ein Zugeständnis an etwas, das ich lange leise gehalten habe: meine Freude an Schönheit. Denn in einer Gesellschaft, die Weiblichkeit oft gleichsetzt mit Schwäche, mit Eitelkeit, mit Belanglosigkeit – ist es fast ein politischer Akt, Blumen zu lieben. Sie zu pflanzen, zu feiern, zu zeigen. Und damit zu sagen: Ich darf das. Ich will das. Ich bin das.

Sommerblumen im Garten ist eine Freude

Sommerblumen im Wandel des Selbstversorgergartens

Am Anfang meiner Garten-Karriere wollte ich einfach alles anpflanzen – Hauptsache, es blühte, wuchs, lebte. Mein Garten war chaotisch aber bunt: Ringelblumen wuchsen zwischen Bohnenstangen, bunte Cosmeen und Ackerwinde kämpften um die Weltherrschaft und überall Goldraute – scheinbar zweckfrei, aber voller Leben.

Und ich erinnere mich an den Garten meiner Mutter in unserem Sommerhaus. Ausgeklügelte Beet-Zusammenstellungen, damit alles in voller Blüte stand, wenn wir in den Ferien dort waren. Sie hatte sich das alles überlegt, geplant, umgesetzt. Mit Sorgfalt, mit Liebe, mit einem tiefen Selbstglauben. Manchmal frage ich mich, ob dieser Selbstglaube auch in mir schlummert?

Ich tue mir so schwer damit, etwas zu machen, nur weil ich es schön finde. Nicht, weil es uns ernährt. Nicht, weil es eine botanische Rarität ist oder besonders bienenfreundlich. Versteh mich nicht falsch – ich tue gerne etwas für Bienen. Aber manchmal denke ich, es wäre auch einfach okay, etwas nur für mich zu tun. Weil ich es schön finde. Punkt.

In den letzten Jahren hatte ich eine Idee: mehr Gemüse, mehr Struktur, mehr Effizienz. Kein Platz sollte verschenkt werden. Die Beete wurden geradliniger, die Pflanzpläne durchdachter, jeder Quadratmeter sinnvoll genutzt – im Dienste der Selbstversorgung. Die Arbeit, die ich in den Garten steckte, hatte ein klares Ziel: unseren Körper zu ernähren.

Und doch fehlt seitdem etwas. Etwas, das man nicht wiegen, nicht einkochen, nicht lagern kann. Etwas, das nicht messbar ist – aber spürbar.

In diesem Frühling flüstert etwas in mir. Ganz leise. Es ruft nach Farbe, nach Duft, nach Üppigkeit. Nach Freiheit und nach ein bisschen Chaos. Es ruft nach einem Garten, der nicht nur nährt, sondern auch tröstet. Ein Garten, der weich sein darf.

noch ziemlich leerer Bauerngarten balt voll mit Sommerblumen

Was fehlt, wenn nur das Nützliche zählt?

Was ging verloren – an Stimmung, Leichtigkeit, Ausdruck? Wie fühlt es sich an, nur „für den Körper“ zu arbeiten, nicht für die Seele? Warum ist es politisch, Raum für Schönheit und scheinbar Zweckfreies zu lassen?

„Ich habe gelernt, dass Effizienz nicht das gleiche ist wie Sinn.“

Warum ich Blumen pflanze

Ich liebe Vielfalt. In Formen, Farben, Menschen, Lebensentwürfen. Und Sommerblumen sind für mich genau das: ein sichtbares Bekenntnis zu Buntheit, Wildwuchs, Unterschiedlichkeit. In meinem Garten wachsen Cosmeen neben Ringelblumen, Zinnien neben Sonnenblumen. Ich brauche kein perfektes Farbkonzept – ich will, dass es lebt.

Manche Sorten ziehe ich vor. Andere lasse ich sich selbst aussäen. Ich gieße, aber nicht zu viel. Ich vertraue darauf, dass das Leben seinen Weg findet – oder mich rechtzeitig ganz deutlich mit hängenden Blattzipfeln daran erinnert!


Sommerblumen als Jungpflanzen ins Beet gesetzt

Sommerblumen als Statement

Wenn ich zwischen all den Blüten stehe, spüre ich etwas, das mir oft fehlt: Raum. Weite. Würde. Denn Blumen brauchen Platz. Werden sie zu dicht gesät, verkümmern sie – oder kämpfen sich gegenseitig nieder. Erst wenn sie Raum bekommen, entfalten sie ihre ganze Schönheit. Ihre Farben, ihre Form, ihr Duft – sie brauchen Weite. Wenn das mal nicht ein bedeutungsvolles Bild ist:

Hier habe ich Platz, Hier darf ich wachsen. Ich darf hier weich sein – und gleichzeitig kraftvoll. Ich darf mich an Schönheit freuen, ohne sie erklären oder rechtfertigen zu müssen. Ich darf weiblich sein, ohne mich klein zu machen. Denn Weiblichkeit ist keine Schwäche. Sie ist Wildheit. Intuition. Gestaltungskraft.

Mein Garten der Vielfalt als politischer Ort

Ich glaube daran, dass jede Handlung zählt. Auch das Pflanzen. Ein Garten kann ein Manifest sein – für Klimaschutz, für Biodiversität, für Lebensfreude. Und in meinem Fall auch für Feminismus.

Denn die Vielfalt meiner Sommerblumen erinnert mich daran, dass Gesellschaft lebendig, widersprüchlich und wunderschön sein kann – wenn man ihr Raum lässt. Die Schönheit meines Gartens ist kein Luxus. Sie ist Ausdruck eines Lebens, das mehr will als nur zu funktionieren. Ich pflanze Blumen, weil ich glaube, dass die Welt weichere Werte braucht – und weil meine Hände es verdienen, auch Schönheit zu schaffen.

Was ich dieses Jahr pflanze

  • Cosmea (weil sie überall wächst, wo man sie lässt)
  • Zinnien (für den Mut, bunt zu sein)
  • Ringelblumen (für die Heilkraft in allem Sanften)
  • Kapuzinerkresse (weil sie wächst, wie sie will – und trotzdem nahrhaft ist)
  • Jungfern in Grün (weil sie zart wirken, aber widerstandsfähig sind)
  • Eisenkraut (für die feine Struktur und die Bienenfreude)
  • Schmuckkörbchen (weil sie Leichtigkeit und Verspieltheit bringen)
  • Duftwicken (für ihren betörenden Duft und ihre Zartheit)
  • Sonnenhut (weil er standhaft blüht, auch wenn es stürmt)
  • Kornblumen (für das Blau, das Freiheit atmet)
  • Löwenmäulchen – für meinem Mann
  • Sonnenblumen – na für die Lebensfreude!

Vielleicht ergänze ich noch was Wildes. Vielleicht bleibt auch eine Ecke ungeplant. Das darf sein.


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Blumen sind Mut. Und manchmal ist Mut bunt.

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