Kartoffeln anbauen – Welche Methode passt zu mir?

Die Kartoffel ist ein ganz einfach anzubauendes Gemüse, welches für Gartenneulinge bestens geeignet ist. Allerdings muss man verstehen, was die Kartoffel braucht, damit es mit wenig Aufwand und Pflege große Erträge werden.

Kartoffeln wachsen im Beet.

Wie wachsen Kartoffeln?

Kartoffeln gehören zu den Starkzehrern und brauchen dementsprechend einen nährstoffreichen Boden, um wirklich große Erträge zu produzieren – Sie wachsen aber  auch in magereren Böden. Dort planzt man sie aber nicht wegen ihres Ertrages, sondern weil sie mit ihrer besonderen Wuchs-Form die Bodenqualität  verbessern!

Aus der eingepflanzten Saat- oder Pflanzkartoffel – jetzt Mutterkartoffel genannt – sprießen die Blätter und dringen nach oben. Sie bilden eine blattreiche Pflanze mit weißen bis lilaartigen Blüten und schließlich grünes, an unreife Tomaten erinnerndes Saatgut.

Was die Kartoffeln aber unterdessen unter die Erde bewirken, ist bemerkenswert. Die Kartoffelpflanzen nehmen durch ihre Blattmassen lauter Kraft auf und lagern die Stärkevorräte in ihren unterirdischen Wurzelauswüchsen – denn das sind die Kartoffeln letzten Endes. Diese Knollen wachsen – sie werden eben zu dickeren Kartoffeln – und verschaffen sich dabei Platz. Hierbei bewegen sie die Erde und bewirken so  gut gelockerte Beete, die anschließend wunderbar für andere Pflanzen geeignet sind.

Die Kartoffeln sind aber natürlich nicht nur effektive Helfer im Garten, sondern auch lecker und vielseitig einsetzbar. Wir essen sehr gerne Kartoffeln in alle Varanten.

Damit ein unbeschwerter Genuss aber gewährleistet ist, muss in der Anbau aber ein paar Dinge beachtet werden. Die Kartoffel wurde schließlich zur Giftpflanze des Jahres 2022 gekürt und das scheint widersprüchlich angesichts dessen, dass sie eins der beliebtesten Grundnahrungsmittels ist.

Was ist an Kartoffeln giftig?

Kurz gesagt, alles, bis auf die gekochte Kartoffel-Knolle.  Die Stängel, die Blätter, die Blüten und erst recht die tomatenähnlichen Samen sind höchst giftig!

Ich möchte nicht wissen, wie genau Menschen herausgefunden haben, dass die Kartoffel an sich essbar ist. Hoffen wir einfach, dass sie Tiere beobachtet haben, wie sie die Knollen ausgebuddelt und gefressen haben. Jeder, der die Grabeslust von Schweinen beobachtet hat kann sich das sicher gut vorstellen. Ja, gehen wir davon aus, dass es die Schweine waren. Ganz bestimmt! *fingers crossed*

Als wenn es nicht reichen würde, dass fast sämtliche Pflanzenteile giftig sind. Die Kartoffeln können es auch werden, wenn sie nicht kartoffelgemäß wachsen und anschließend gelagert werden.
Kartoffeln bilden bei Lichteinwirkung einen Giftstoff, so dass sie nicht nur ungenießbar werden können, sondern reichlich gefährlich! Zu erkennen ist es aber bei ausreichend Licht ganz einfach an einer Grünfärbung der Knollen.

Dürfen grüne Kartoffeln gegessen werden?

Darauf gibt es mittlerweile eine sehr klare und direkte Antwort – NEIN! Zu früheren Zeiten, als Nahrungsmittel manchmal knapp wurden, haben die Leute sicherlich auch manchmal nur die grünsten Stellen weggeschnitten und den Rest verwertet. Genauso, wie sie von der Marmelade die schimmeligen Stellen abgelöffelt und den Rest ebenfalls gegessen haben. Schließlich war das Essen rar und die Arbeit, die getan war, um die Nahrung in die Speisekammer zu bringen noch frisch in Erinnerung.
In der heutigen Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ist absolut davon abzuraten, diese grünen Kartoffeln zu essen!

Was brauchen Kartoffeln, um zu wachsen?

Kartoffeln haben eigentlich alles, was sie brauchen, um weitere Kartoffeln wachsen zu lassen. An sich benötigen sie nur Erde, Feuchtigkeit und Dunkelheit. Durch ihr dichtes Laub beschatten sie selbst ihre Beetfläche und halten im fortgeschrittenen Zustand die Erde ziemlich gut feucht. Zum Anfang, bevor die Blätter diese dichte Decke bilden, ist allerdings regelmäßiges Gießen wichtig! Und wenn ein Sommer besonders trocken ist, sollten wir sie auch regelmäßig gießen, um schöne dicke Knollen zu bekommen.

Was sind Pflanzkartoffeln?

Pflanzkartoffeln werden im Frühjahr in kleinen Packungen für teueres Geld verkauft. Da stellt sich bei mir immer die Frage, wie die einfachen Leute in der guten alten Zeit vor Super- und Baumärkten an Pflanzkartoffeln kamen. Manchmal verkompliziert unsere Gesellschaft Dinge , die schon seit Menschengedenken ganz einfach gelöst wurden.

Jeder, der wie ich wenigstens ein Hauch chaotisch im Haushalt ist – na gut, ich bin etwas mehr als ein Hauch chaotisch aber it’s my life, right? Naja, diese etwas unorganisierten Menschen haben gesehen, dass Kartoffeln nach längerer Lagerung längliche Auswüchse sprießen lassen. Diese Auswüchse sind tatsächlich die sprießenden Knollen, die bereit sind, die nächsten Kartoffeln wachsen zu lassen. Wenn diese in feuchter Erde kommen, wachsen daraus neue Kartoffeln. So einfach ist das.

Welche Methoden gibt es Kartoffeln anzubauen?

Natürlich gibt es viele Anbaumethoden von Kartoffeln. Jede Gärter:in preist die eigene Anbaumethode als leicht und simpel – wie von selbst und ohne Mühe. Aber was ist dran an dieser Sicht? Gibt es DIE Art Kartoffeln anzubauen oder wie funktioniert das alles?
Ich möchte da meine Erfahrung teilen, und zwar ganz ehrlich und ungefiltert. Hier fängt meine Kartoffelserie an:

  • Heukartoffeln – Die Mühelos – Methode?
  • Kartoffeln im Hochbeet – lohnt sich den Anbau auf kleiner Fläche?
  • Kartoffelacker – Tücken mit dieser traditionellen Anbaumethode.
  • Kartoffeln im Kübel oder Sack – Funktioniert das wirklich?

Ich gehe in den Einzelnen Beiträgen ganz detailliert auf meine Erfahrung mit den verschiedenen Anbau-Methoden und die verschiedenen Dinge, die dabei beachtet werden sollten, ein. Aber erstmal mehr grundsätzliche Informationen zu den Anbaubedingungen:

Wann können die Kartoffeln ins Beet?

Die meisten Ratgeber empfehlen Kartoffeln ab Februar im Haus vorzutreiben und frühestens Mitte April ins Beet zu pflanzen. Mit hochwertigem Gartenvlies können die empfindlichen Pflänzchen vor Frost geschützt werden und nach meiner Erfahrung können die Knollen sich auch von leichten Frostbissen gut erholen. Ich habe tatsächlich im Hochbeet bereits im Februar erfolgreich Kartoffeln gepflanzt und im Acker bereits Mitte März. Tatsächlich konnte ich eigene Frühkartoffeln bereits zu Pfingsten auf den Teller bringen.

Wie pflanze ich Kartoffeln?

Kartoffeln müssen etwa 30 – 50 cm Platz zu den Seiten hin haben. Wie das am besten gemacht wird, ist in den verschiedenen Anbaumethoden unterschiedlich. Einheitlich ist aber, dass die Knollen irgendwann in der Erde landen. Dann werden sie mit etwa 10 cm Erde bedeckt. Danach dürfen sie erst einmal austreiben. Wenn die Blätter etwa handbreit über die Erde sprießen, werden diese nochmal zugeschaufelt – Anhäufeln wird das genannt. Das dient dazu, dass die Kartoffeln mehr Platz zum Wachsen haben und nicht so schnell aus der Erde ragen und dadurch grün und damit giftig werden.

Kartoffelpflanzen sprießen im Beet

Welche Pflege brauchen die Kartoffeln während des Wachstums?

Anhäufeln kann mehrere Male während der Wachstumsphase gemacht werden. Dafür wird einfach Erde von dem Zwischenraum zwischen die Pflanzen über die Kartoffelpflanze geschüttet. Man kann natürlich auch andere Erde nehmen und diese dann auf oder um die Pflanze ausbreiten. Die Pflanze wächst mit ihrer ganzen aufstrebenden Pflanzenkraft durch die zugedeckte Erde hindurch und wird zu einer etwa einen Meter hohen Pflanze.

Wie lagere ich Kartoffeln richtig?

Die Hauptsache beim Lagern von Kartoffeln ist, dass die Kartoffeln zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden. Kartoffeln haben eine Anbaudauer von 120 – 150 Tagen. Zum Erntezeitpunkt ist meist die Pflanze ausgetrocknet und gewelkt.

An einem trockenen Tag werden die Kartoffeln ausgebuddelt und dann sollten die Kartoffeln eine Weile auf Zeitungspapier angetrocknet werden. Am allerwichtigsten ist aber, dass  Kartoffeln für die ganze Dauer dunkel gelagert werden, da sie sonst grün und giftig werden.

Kartoffeln müssen anschließend kühl und weiterhin dunkel gelagert werden. Wir schlagen sie in Zeitungspapier in Kästen und lagern diese auf dem kühlen Kellerboden. So gelagert halten sich die Kartoffeln mehrere Monate.

Kartoffeln im Beet überwintern?

Wir sind auch schon einmal nicht dazu gekommen all unsere angebauten Kartoffeln vor Einbruch des Winters zu ernten. Diese haben wir dann später in der wieder frostfreien Zeit geerntet und noch eine durchaus ansehnliche Ernte bekommen. Diese war schon etwas mitgenommen und manche Kartoffeln waren auch als Winternahrung von Bodenlebewesen angeknabbert, aber im Großen und Ganzen war da doch noch einiges zu holen. Es ist also nicht zu spät, im Frühjahr die restlichen Kartoffeln auszubuddeln.

Kartoffeln wachsen im Hochbeet und Beet sowie sind geerntet an der Spüle in einer Schüssel aus Emailie.

Welche Methode ist nun für mich die Beste?

Um herauszufinden, welche Methode für einen selbst DIE Methode ist, gehört etwas Übung. Ich muss hier mal einen Spoiler-Alarm aussprechen: Ich werde hier keine klare Empfehlung geben. Kann ich nicht! Ich werde aber etwas ausholen und ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.

Ein Ode an das Gärtnern!

Ich muss ja zugeben, ich bin ja reichlich kopflastig. Ich versuche Dinge zu planen, durchdenken und Fehler zu vermeiden. ABER Gärtnern ist ein Anpack-Business! Ich gärtnere für meine Familie und für mich. Ich will damit Geld sparen, uns gesünder ernähren u.s.w.. Lauter feine Gründe.

Worauf es allerdings letzten Endes ankommt, ist, dass man etwas tut, was man liebt. Was einen erfüllt. Was einen im ganzen Körper einfach glücklich macht.

Zum Gärtnern gehört aber auch ein Scheitern, ein Planen, Mühe reinstecken und lauter Entscheidungen treffen, die in dem Moment erschreckend endgültig scheinen. „Was baue ich dieses Jahr an?“ „Was kommt wohin?“ Erstarrende Ängste beim Überwinden von Entscheidungs-Ermüdung. „Was ist, wenn meine Kürbisse nicht ankommen?“ „Was, wenn wir dieses Jahr nicht so viele Tomaten einkochen können?“ „Was ist, wenn ich wieder ekelige saure Gurken einkoche die niemandem schmecken.“ Dann sind die ganzen Mühen doch völlig für die Katz…

Diese und viele ähnliche Gedanken gehören für mich zum Gärtnern dazu. Warum tue ich mir das denn an? Nicht nur mein Mann fragt mich das mit regelmäßigen Abständen – vor allem in der ersten Jahreshälfte.

Wo Wachtum ist, ist auch Kraft!

Für mich ist Gärtnern ein Mittel, um mich aufzutanken. Es ist fast ein tief spirituelles Erlebnis das für meine Psyche mindestens genausoviel Gutes tut wie für meinen Körper. Mit der Natur arbeiten. Zu erleben, wie alles wächst. Wie Pflanzen aus unsichtbaren Ressourcen Kräfte schöpfen und ihren Zweck erfüllen ist einfach inspirierend.

Wenn ich Gemüse anbaue, dann baue ich nicht nur für meine Familie und mich an.

  • Ich verbessere den Gartenboden und biete so bessere Lebensbedingungen für unzählige Kleinstlebewesen.
  • Ich erhöhe die grüne Blattmasse in meiner Umgebung und sorge für sauberere Luft.
  • Ich wirke der Erderwärmung entgegegen, indem ich die Wasseraufnahme meiner Erde erhöhe und sie so kühlend wirkt.
  • Ich verringere außerdem die Transportwege unserer Lebensmittel und benötige keine beheizten Lagerhallen für Obst und Gemüse von weit her.
  • u.v.m.

Ich arbeite also nicht nur für die Ernährung meiner Familie sondern ich arbeite für die Erhaltung von Lebensraum von allen Lebenwesen auf der Erde. Da kann ich mir schon gehörig auf die Schulter klopfen!

Diese Einstellung hilft mir viel in manchen unbequemen Situationen. Nicht nur ich erfreue mich an meinen Pflanzen. Leider tun dies auch mir eher weniger lieb gewonnenen Gartenmitbewohner. Nacktschnecken, Raupen, Vögel, Käfer, Hasen, Ameisen, Rehe und manchmal auch Hunde, Katzen, Laufenten, Hühner und Schafe! Alle erfreuen sie sich an meinem hart erarbeiteten Gemüse – Na toll!

Ein Hoch auf das Leben!

Aber im Prinzip JA, das ist toll! Das heißt, wir leben in einer Vielfalt. Wie bieten Lebensraum. Wir machen etwas, das die noch eher naturverbundenen Lebewesen als begehrenswert erachten. Yuhuu!

Daran müssen wir Gärtner:innen denken. Ein Teil von den von uns angebauten Pflanzen geht ein, welkt und wird absichtlich oder unvermeidlich durch den Lauf der Dinge kompostiert und ernährt so wieder die Erde. Ein Teil ernährt die Tiere, groß und klein. Und wenn wir Glück haben, ernährt ein Teil uns.

Entweder haben wir etwas zu essen oder etwas gelernt. Und wärenddessen haben wir Spaß gehabt!

Was denn nu?

Jede Anbaumethode bietet Vor- und Nachteile. Da müssen wir herausfinden, welche Arbeit wir lieber haben – Unkraut von den Wegen jähten oder Beetumrandung erneuern? Gießen oder Mulchen? Ich habe erst, nachdem ich die verschiedenen Anbaumethoden in der Praxis ausprobiert habe, herausgefunden was mir liegt. Was ich aber mit aller Inbrunst sagen kann: Am schlechtesten gewachsen sind die Pflanzkartoffeln die es gar nicht erst in die Erde geschafft haben, sondern im Haus liegengeblieben sind!

Ich wünsche viel Freude beim Ausprobieren!

In Liebe, Linn