Hose kürzen

Hosen kürzen ist eine wundervolle Fähigkeit zu beherrschen. Einer der „basic lifeskills“ wie sie treffenderweise genannt werden.

Wie ich am besten nicht anfange eine Hose zu kürzen:

Wenn mein Herz verstrickt ist und mir das Projekt wichtig ist, fange ich häufig an, alles völlig zu verkomplizieren. Ich lade meine Handlungen mit lauter bedeutungsschwere Gefühle auf. „Meine Kind findet, ich kümmere mich überhaupt nicht“. „Was sollen die Erzieherinnen denken, wenn mein Kind keine passende Hose anhat?“, „Ich vernähe mich bestimmt, wahrscheinlich sollte ich mir noch eine Anleitung anschauen… und dann noch eine und noch eine“ und schon ist mein Gedankenkarusell ganz auf Abwegen geraten. Wenn ich mich dann auch nicht traue anzufangen kommen die Schuldgefühle ganz schnell obendrauf.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt!

Gefangen in dem Gedankenkarusell finde ich nur schwer den heraus. Meine Erfahrung ist, dass sobald ich aus der Starre herauskomme lösen sich die destruktiven Gedanken und mein Gehirn muss sich auf die kleinen Schritte konzentrieren. Also teile ich gerade den Anfang eines Projekt in ganz kleine Schritte. Die kann ich dann wie Beppo-Straßenkehrer in dem Roman „Momo“ von Michael Ende nach und nach erledigen.

Hose kürzen – ein perfektes Anfangsprojekt!

Eine Hose zu kürzen ist ein wirklich wunderbares Projekt um die eigenen Nähkenntnisse zu üben. Immer wieder kommen neue Hosenbeine, die gekürzt werden brauchen, also gibt es reichlich Gelegenheiten zum Üben.

Ich bin nicht besonders groß und ich habe immer schwierigkeiten, meine Hosen mit passender Länge zu finden. Bei meinen Kindern gilt das gleichermaßen. Kleidergrößen sind manchmal gnadenlos. Die Schnitte sind so schmal, da fängt das Bodyshaming sehr früh an und außerdem wachsen die Beine der Kinder sehr launisch. Dabei ist der Druck unter der die Kinder stehen immer größer. So haben meine Kinder bereits im Kindergarten Kommentare über ihre Kleidung von anderen Kindern über sich ergehen lassen.

Als ich Kind war, hat meine Mutter immer meine Hosenbeine genau passend hochgenäht. Ich habe mich auf einen Tisch gestellt mit den Hacken zu meiner Mutter und sie hat die Hosenbeine etwa 1 cm über den Fußboden gekennzeichnet. Ich weiß ich war immer ganz nervös, dass sie mir mit einer Stecknadel in der Hacke sticht, kam aber nie vor.

Als die Hosen dann fertig genäht war, passte sie also haargenau. Ein paar Wochen und ein paar Wachstumzentimeter später, hatte ich dann aber Hosenbeine für Hochwasser. Das haben natürlich meine Klassenkameraden amüsiert, mir nicht so sehr. Aus diese Erfahrung nähe ich die Hosenbeine meiner Kinder nicht genau passend sondern weiterhin etwas zu lang. So ist genug Wachstumszentimeter noch dran und was noch wichtiger ist: Ich muss es nicht absolut passend nähen sondern da ist etwas Gnade für meine Fähigkeiten als Näherin… 😉

Wie kürze ich Hosenbeine?

• Die richte Länge ermitteln:

Ich lasse meine Kinder sich auf dem Esstisch raufklettern und bitte sie, sich vor mir hinzustellen. Es ist für sie angenehmer, wenn sie sehen was ich tue – so geistert nicht die Drohung von Stechnadeln in den Beinen herum – außerdem können sie da so schonmal lernen, wie sie es später selber machen können.

Dann klappe ich die Hosenbeine so weit auf, dass die Hosenkante auf der Tischplatte reicht. Dann messe ich wie viel ich umgeklappt habe, ziehe etwa 10 cm ab und dann weiß ich wie viel ich abschneiden muss.

• Hose abschneiden:

Jetzt kommt der gruseligste Teil. Da kann es vielleicht etwas Herzklopfen geben aber fass dich ans Herz, das ist auch nur ein kleiner Schritt auf dem Weg. Du schaffst das!

Als erstes wird die Hose auf Links gedreht.

Auf dem Bild sollen 10 cm abgeschnitten werden. Ich benutze dafür gerne ein Rollschneider und eine Schneideunterlage sowie ein Lineal für Quilts. Diese benutze ich auch für meine Papierzuschnitte und damit habe ich die beste Erfahrung gemacht. Dafür lege ich das Hosenbein glatt an der Unterlage, lege das Lineal darüber, drücke kräftig und rolle mit dem Rollschneider der Kante entlang.

Natürlich ist es auch möglich, die Beine mit einer einfachen Nähschere zu kürzen. Dafür messe ich die Länge an der einen Seite ab, kennzeichne den Punkt mit einer Stecknadel oder eine Klammer. Dasselbe mache ich auf der anderen Seite. Dann ziehe ich mit einem Lineal und einem Stift – Kugelschreiber funktioniert wunderbar – eine Linie quer über das Hosenbein und schneide der Linie mit der Schere entlang.

• Kante umklappen und fixieren:

Jetzt klappe ich die Hose etwa ein Zentimeter nach oben hoch und dann nochmal etwa ein Zentimeter hochklappen. So verschwindet die angeschnittene Kante in die entstandene Rolle. Wenn du das Hosenbein quer spannst, legt sich die Rolle ganz gleichmäßig. Diese wird nun mit einer Klammer oder eine Stecknadel fixiert.

• Hosenbeine werden genäht:

Jetzt geht es an die Nähmaschine. An den meisten Maschinen kann die große Auflage weggenommen werden und die Nähfläche ist so viel schmaler. Das ist für diese Arbeit sehr hilfreich weil das Hosenbein um die Nähfläche gestülpt werden kann. Dann stelle ich die Nähmaschine auf ein gerader Stichart ein und nähe die umgeklappte Rolle fest.

Und fertig ist die Hose!